Ein Blick hinter die Kulissen der ersten Fair Trade School
Das Schulhaus Linth-Escher ist die erste Fair Trade School in der Schweiz. Am 16. Mai 2024 fand die Auszeichnungsfeier in Niederurnen, in der Gemeinde Glarus Nord statt. Wir haben mit drei involvierten Personen gesprochen, die uns einen spannenden Einblick in den Prozess zur schweizweit ersten Fair Trade School gaben.
Zukunft fair gestalten – das Programms Fair Trade School
Mit Fair Trade School haben Schüler:innen und Lehrpersonen die Möglichkeit, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Das Schulhaus Linth-Escher hat die sechs erforderlichen Schritte erfolgreich umgesetzt und sich so mit der Auszeichnung zur ersten Fair Trade School als Vorreiterin positioniert. Schulleiter Patrick Burger, Lehrerin Celina Picenoni und Schülerin Olsa Dauti berichteten von ihren Erfahrungen und ihrer Motivation im Rahmen von Fair Trade School.
Motivation und Engagement für Fair Trade
„Unsere Motivation war ‚Fair Trade‘ und ‚Bildung für Nachhaltige Entwicklung‘ als fester Bestandteil im Schulalltag zu positionieren und zu integrieren“, erklärt Schulleiter Patrick Burger. Zudem wollten sie auch mit ihrer Gemeinde Glarus Nord, die 2016 als erste Fair Trade Town der Schweiz ausgezeichnet wurde, entsprechend mitziehen.
Doch um das Ziel der Auszeichnung zu erreichen, war nicht nur die Unterstützung der Schulleitung entscheidend, sondern auch ein Fair Trade School Team, welches kräftig mitanpackt. Die Schülerin Olsa, eines der engagierten Mitglieder des Fair Trade School Teams, betont, wie wichtig es ihr ist etwas Gutes zu tun und anderen Kindern in ihrem Alter zu helfen. Deshalb engagiere sie sich im Fair Trade School-Team.
Fair Trade im Unterricht
Neben verschiedenen Aktionen fand auch eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema „Fairer Handel“ im Unterricht statt. Dabei lernten die Schüler:innen zum Beispiel, welche Lebensmittel aus der Schweiz oder aus dem Ausland kommen und was das Fairtrade-Label bedeutet. Diskutiert wurden auch die Auswirkungen des Konsums von lokalen und globalen Produkten. Besonders überraschte die Schüler:innen die Tatsache, dass es ohne Fair Trade vielerorts immer noch Kinderarbeit gibt. „Wir haben viele Diskussionen geführt, was Fair Trade wirklich bedeutet und welche Auswirkungen unser Konsumverhalten auf die Produzenten in anderen Ländern hat“, berichtet Lehrerin Celina Picenoni. Diese Auseinandersetzung ermöglichte den Schüler:innen ein tieferes Verständnis für die Bedeutung von Fair Trade und förderte kritisches Denken.
Guetzliaktion als Highlight
Ein besonderes Highlight war für Patrick Burger und Schülerin Olsa Dauti die Guetzliaktion im November 2023. Schüler:innen der 1. Oberstufe backten für alle Haushalte der Schüler:innen, Politiker:innen und Mitarbeitenden der Gemeinde Glarus Nord Herzguetzli. Dafür kreierten die Schüler:innen ein eigenes Guetzlirezept . Drei der neun Zutaten (Schokolade, Rohrzucker und Zimt) waren Fair Trade-Zutaten. Für die restlichen Zutaten versuchte man regionale Produkte zu verwenden. Auch ein eigenes Logo wurde kreiert, welches Fair Trade, die Guetzliaktion und das Schulhaus Linth-Escher verbindet.
Herausforderungen bei der finanziellen Planung
Eine nicht zu unterschätzende Herausforderung bei der Umsetzung des Programms sei die finanzielle Planung, erzählt Patrick Burger. In einigen Bereichen wie der Küche oder bei Aktionen sei es einfach planbar und machbar. In anderen Bereichen wie beispielsweise beim Textilen Gestalten in Bezug auf fair produzierte und gehandelte Stoffe, werde es aber eine grössere Herausforderung werden, welche noch nicht gelöst sei.
Pläne für das kommende Schuljahr
Nach der erfolgreichen Auszeichnung Mitte Mai steht bereits bald die Planung für das neue Schuljahr an. „Wir möchten Fair Trade und Bildung für Nachhaltige Entwicklung in weiteren Bereichen respektive Fächern aktiv aufnehmen und in vernetzten Themen innerhalb der Schule weiterführen“, erklärt Patrick Burger. Zudem werden die Aktionen weitergeführt und weiter ausgebaut. Auf die Frage, ob bereits konkrete Aktionen geplant sind, erzählt Lehrerin Celina Picenoni, dass sie auch im neuen Schuljahr wieder ein Gebäck mit Fair Trade-Produkten zubereiten und es an die Eltern der Schüler:innen verteilen werden. Potential sieht sie auch beim Pausenkiosk. Dort könnten laut Celina Picenoni noch mehr Fair Trade-Produkte angeboten werden. Ideen für zukünftige Aktionen hat auch Olsa Dauti. Sie würde gerne vor einem Claro Laden die Bevölkerung informieren, was alles hinter Fair Trade steckt. Bereits in diesem Schuljahr hat eine Aktion mit einem Claro-Laden stattgefunden. Die Schüler:innen übernahmen den Instagram Account eines Claro-Ladens und präsentierten dort verschiedene Claro-Produkte.
Durch die Teilnahme am Programm Fair Trade School ist das Thema Fair Trade sowohl bei den Schüler:innen, wie auch im Lehrpersonen-Team aktiv angekommen, erzählt Patrick Burger. Es sei ein erstes Bewusstsein gefördert worden - nun gelte es, das Ganze weiter zu professionalisieren und zu stärken.