"Think global, act local" an der Internationalen Fair Trade Town Konferenz
Über 300 Personen aus aller Welt fanden sich am letzten Wochenende in Saarbrücken ein, um sich über die Herausforderungen und Zukunftsmodelle des Fairen Handels auszutauschen.
Zum ersten Mal wurde die jährliche Internationale Konferenz der Fair Trade Towns in einer länderübergreifenden Zusammenarbeit von Deutschland, Frankreich und Luxembourg organisiert. Die in der Grenzregion von Saarbrücken stattfindende Konferenz lockte über 300 Personen aus der ganzen Welt an. Vor allem auch zahlreiche Gemeinde- und Regionalverantwortliche aus Europa wollten sich aus erster Hand über den Fairen Handel und die Fair Trade Towns informieren.
Eröffnet wurde die Konferenz von der Oberbürgermeisterin von Saarbrücken, Charlotte Britz. In ihrer Ansprache verlieh sie ihrer starken Motivation für den Fairen Handel klar Ausdruck. Fair Trade-Vertreter aus den Ländern Deutschland, Frankreich und Luxembourg führten anschliessend die Chancen und Herausforderungen des Fairen Handels in ihren Ländern sowie global aus. Dieter Overath, CEO Fairtrade Germany, wies auf den Ernteausfall von Kakao- und Kaffeebauern durch den Klimawandel von bis zu 30% hin. Die Fairtrade Prämie ermögliche diesen Bauern, Projekte und Massnahmen zu realisieren, die sie besser auf den Klimawandel vorbereiteten.
Danach gehörte das Podium den Vertretern der Europäischen Union und den Vereinten Nationen. Jean Feyder, UN Botschafter von Luxembourg, zeigte auf, wie ungerecht gestaltete Handelsverträge zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage von wenig entwickelten Ländern führten. Anhand der Textil- und Pouletindustrie afrikanischer Länder illustrierte er, wie die inländische Produktion durch billige Importe fast zum Erliegen kam und die Handelsbilanzen dieser Länder stark ins Defizit fielen. EU Abgeordnete hielten die Wichtigkeit des Fairen Handels in internationalen Handelsbeziehungen sowie in der öffentlichen Beschaffung hoch. Helmut Scholz, EU Parlamentarier und Mitglied des Ausschusses für internationalen Handel, forderte umgehend: „All Trade should be fair“.
Am Nachmittag vertieften die Teilnehmenden ihre Kenntnisse in verschiedenen Workshops. Vor allem der Workshop zum City Marketing stiess auf grosses Interesse. Lisa Herrmann von Fairtrade Germany präsentiert öffentlichkeitswirksame Beispiele aus Deutschland und Schweden: Fair Trade-Backwettbewerbe, Fair Trade Kaffee-Mobil oder Fair Trade meets Gourmet, bei welchem Starköche mit Fair Trade Zutaten und Gewürzen exquisite Gerichte kochen sowie Fair Trade Frühstücke. Viele Gemeinden vergäben auch öffentliche Werbeplätze, wie z. B. Plakatstellen an Bushaltestellen und an Bahnhöfen, man müsse eben nur den Mut haben zu fragen. Auch die Finanzstadt Frankfurt ist Fair Trade Town. Hier überlegen sich die Verantwortlichen eine „Fair Finance Week“ zu organisieren.
Als eindrücklicher Abschluss erwies sich die Referentin Rosa Guaman aus Ecuador. Ausgerüstet mit dem typischen schwarzen Hut der indigenen Bevölkerung schilderte sie, wie sie vor rund 10 Jahren mit wenigen Bauern in Ecuador den Fairen Handel startete und das Netzwerk für Kleinbauern „SPP“ gründete. Die intensive Informationsarbeit des Netzwerkes half den angeschlossenen Bauern, die Akzeptanz von Fair Trade-Produkten in Ecuador zu fördern und lokale Absatzmärkte zu erschliessen. Das Netzwerk hat indessen nach Kolumbien, Mexico und Peru expandiert und die Bauern können ihre Produkte international vertreiben.
Das Sprachengewirr der Teilnehmenden liess erkennen, dass Fair Trade Town eine globale Bewegung mit lokal gestarteten Aktivitäten ist. Alleine in den letzten 5 Jahren wurde die Hälfte der rund 2000 Fair Trade Towns auf 6 Kontinenten ins Leben gerufen. Die nächste Konferenz wird 2018 aber wieder in Europa, nämlich in Madrid, stattfinden.